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Fragen an CryptoVantage: Ist Bitcoin das Myspace von Krypto?

Man kann sich kaum noch an eine Welt vor Facebook und Twitter erinnern. Eine Welt, in der soziale Medien noch in den Kinderschuhen steckten und hauptsächlich der Unterhaltung und Verbreitung von Musik dienten. Myspace dominierte damals die frühe Social-Media-Ära bevor andere (mitunter verbesserte) soziale Medien wie Facebook explosionsartig an Beliebtheit gewannen und sich rasant verbreiteten. Ein klarer Fall vom klassischen Erstanbietervorteil.

Das Wachstum von Bitcoin wirkt in seiner Art und Weise grade ähnlich wie das von Myspace, und das, obwohl es sich um eine komplett andere Branche handelt. Diese erste, im Jahre 2009 eingeführte Kryptowährung, präsentierte der Welt initial die Blockchain-Technologie. Seitdem hat Bitcoin trotz der Vorstellung zehntausender neuer Blockchain-Projekte kontinuierlich an Beliebtheit gewonnen. Viele neue Kryptowährungen wurden als direkte Rivalen zu Bitcoin eingeführt, immer mit dem Ziel, die originale Blockchain zu verbessern. Und trotzdem hält sich Bitcoin wacker und funktioniert besser als die meisten anderen Kryptos.

In diesem Artikel gehen wir der Frage nach, ob Bitcoin ähnlich wie Myspace Gefahr läuft, auf der Strecke zu bleiben, oder ob die Kryptowährung ihre Stellung als weltweit beliebteste ihrer Art aufrechterhalten kann.

Ist Bitcoin = Myspace?

Der Aufstieg und Fall von Myspace

Wie kann es sein, dass ein Social-Media-Imperium von einem der herausragendsten Unternehmen weltweit mit über 115 Millionen Nutzern zu durchschnittlich nur 3,7 Millionen monatlichen Besuchen im Jahr 2022 abrutschen kann?

Die kurze Antwort ist, dass sich Myspace in einer unglaublich wachstumsstarken Branche bewegt hat, in der Werbeeinnahmen über Nachhaltigkeit rangieren. Beginnen wir mit der Übernahme von Myspace durch die News Corp im Jahr 2005 und zwar für 580 Millionen USD. Dieser erste Kauf erwies sich als erfolgreich, denn Myspace expandierte weiter und konnte am 9. August 2006 mehr als 100 Millionen Myspace-Konten verzeichnen.

Im Jahr 2007 hielt das Wachstum von Myspace weiter an, die Plattform zählte durchschnittlich 320.000 neue Nutzer pro Tag und wurde zur meistbesuchten Website in den Vereinigten Staaten.

Die Konkurrenz schläft nicht

Im Hintergrund hatte inzwischen ein neuer Wettbewerber formiert. Es handelte sich um eine kleine aufstrebende Social-Media-Plattform namens Facebook, direkt aus dem Studentenwohnheim der Harvard-Universität. Wie es die Ironie des Schicksals so wollte, hatte Myspace im Jahr 2004 sogar die Gelegenheit, Facebook für 75 Millionen USD zu kaufen, lehnte aber ab.

Mit der Übernahme von Myspace durch die News Corp wurde die Webseite schnell von einer benutzerorientierten Social-Media-Plattform zu einer Plattform, die Werbeeinnahmen maximierte, indem sie die Landing Pages der Nutzer mit Kaufvorschlägen überschwemmte. Damals war Facebook hingegen nicht an Werbetreibende gebunden und entwickelte sein Geschäftsmodell, indem es Nutzerdaten direkt an Werbetreibende verkaufte.

Die Strategie von Facebook schuf ein klareres und zugänglicheres Nutzererlebnis, bei dem der Fokus darauf lag, Nutzer miteinander zu vernetzen, anstatt individuelle Werbung zu schalten. Die User begannen in der Folge, zu Facebook zu wechseln, und der Rest ist Geschichte.

Die Gemeinsamkeiten von Bitcoin und Myspace

Bei diesem Thema sollte man zunächst einmal festhalten, dass beide Unternehmen einmal die Marktführer ihrer jeweiligen Branche waren. Bitcoin wird sogar immer noch als Spitzenreiter der Krypto-Branche angesehen.

Die Beliebtheit von Myspace machte es einst zur weltweit führenden Social-Media-Seite, mit über 115 Millionen aktiven Nutzern. Ebenso ist Bitcoin die erste Kryptowährung, die der Welt die Blockchain-Technologie vorgestellt hat und Schätzungen zufolge mehr als 81 Millionen individuelle Bitcoin-Wallet-Adressen aufweist.

Eine weitere Ähnlichkeit besteht darin, dass beide Unternehmen in einer stark wachsenden Branche mit stetigem Wettbewerb arbeiten. Andere Projekte haben versucht, auf den Erfolg von Bitcoin aufzuspringen, ähnlich wie Facebook damals auf der Bildfläche erschien, um Myspace auf die Probe zu stellen und letztendlich vom Thron zu stoßen.

Solch direkte Krypto-Rivalen konzentrieren sich meistens auf die Vergrößerung des Transaktionsvolumens pro Sekunde oder der Blockgröße, um die mit der Übertragung von Kryptowährungen zwischen zwei Konten verbundenen Transaktionsgebühren, auch Gas Fees genannt, zu senken. Andere Projekte präsentieren Nutzern ein anderes Leistungsversprechen durch die Verwendung von Smart Contracts. Manche Altcoins sind außerdem um 99,9 % energieeffizienter als Bitcoin.

Die grundlegende Kritik an Bitcoin könnte zusammengefasst also so lauten:

  • Bitcoin ist langsam
  • Bitcoin hat einen hohen Energieverbrauch
  • Bitcoin fehlen die Vorteile von Blockchains mit Smart Contracts (NFTs, DeFi usw.)

Die Unterschiede zwischen Bitcoin und Myspace

Als erstes gilt es, zu verinnerlichen, dass sich Myspace und Bitcoin in extrem unterschiedlichen Branchen bewegen. Die beiden kann man daher genauso gut vergleichen wie Äpfel mit Birnen. Für einen aussagekräftigen Vergleich auf technischer Ebene sind sie einfach zu unterschiedlich.

Bei Myspace handelt es sich außerdem um ein Privatunternehmen mit einer traditionellen hierarchischen Struktur. Hier gibt es sowohl CEO und Präsidenten, die über die Ausrichtung des Unternehmens entscheiden. Bei Bitcoin gibt es hingegen weder eine zentralisierte Kontrolle, noch einen CEO oder Präsidenten, die die Richtung vorgeben. Stattdessen bestimmen sogenannte Validatoren und der Proof-of-Work-Konsensmechanismus über die Aktivitäten im Netzwerk und pflegen alle Änderungen an der Blockchain auf der Grundlage dessen ein, was die Community entschieden hat.

Viele der Funktionen von Bitcoin, die andere Kryptowährungen zu „verbessern“ versuchen, wurden tatsächlich ganz absichtlich so gestaltet.

Mit einer langsameren Blockchain, die alle 10 Minuten Blocks mit einer Größe von 1 MB verifiziert, kann etwa maximale Sicherheit sichergestellt werden. Im Blockchain-Trilemma müssen Blockchains stets einen der folgenden drei Punkte opfern: Dezentralisierung, Sicherheit oder Skalierbarkeit.

Da es sich um eine Open-Source-Software handelt, kann auch jeder eine Kopie der Bitcoin-Blockchain herunterladen und zum Validator werden. Dieses Level an Dezentralisierung führt zu einem hohen Sicherheitsstandard, worunter jedoch zwangsläufig die Skalierbarkeit von Bitcoin leidet. Andere Blockchains opfern hingegen ihre Dezentralisierung zu Gunsten der Skalierbarkeit (Proof-of-Stake).

Noch keine Kryptowährung hat es bisher geschafft, die Art von Dezentralisierung, wie sie Bitcoin bietet, zu reproduzieren.

Zusammenfassung: Am Ende entscheidet der Markt

Obwohl es noch relativ früh für eine längerfristige Aussage ist, denke ich doch, dass den Bitcoin ein anderes Schicksal als Myspace erwartet. Die Technologien, die den beiden jeweils zugrunde liegen, sind einfach zu unterschiedlich für einen fundierten Vergleich.

Die „Mängel“ von Bitcoin können in der Regel als seine größten Stärken betrachtet werden, während Myspace mühsam und unpersönlich wurde, und den Draht zu seinen Nutzern verloren hat. Bitcoin wird von seiner Nutzerbasis getragen und ist ihr gegenüber sogar rechenschaftspflichtig. Die Aufopferung der Skalierbarkeit von Bitcoin zu Gunsten der Dezentralisierung und Sicherheit kann man zudem mit zusätzlichen Layer-Two-Protokollen wie dem Lightning Network lösen.

Und doch bleibt Myspace ein mahnendes Beispiel dafür, dass auch Unternehmen, die den Markt dominieren, nicht immun gegen neue Herausforderungen sind. Bitcoin muss also weiterhin auf der Hut bleiben, um seine Führungsposition nicht an interne oder externe Wettbewerber zu verlieren. Denn eines ist sicher: Der größte, und in manchen Fällen einzige, Entscheidungsfaktor für die Lebensspanne eines Produkts ist und bleibt der Markt.

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Iain Taylor

About the Author

Iain Taylor

Iain Taylor grew up in Northern Ireland, and is currently living in Halifax, NS. He has quadruple citizenship status, and has been involved in cryptocurrency since the end of 2020. He completed a study in Bitcoin, Blockchain Technology, and Cryptocurrencies at Dalhousie in 2021, and has been writing on the industry since September 2021.

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